Dein Leben - keinen Tag möchte ich missen

Ach meine süße Filia, niemals werde ich den ersten Tag vergessen, als wir uns begegnet sind. Es war im Frühjahr 1998. Wir waren bei einem Kollegen von deinem Herrchen eingeladen, weil ich gehört hatte, daß er und seine Frau zwei Ragdolls hatten. Da war ich doch neugierig, hatte ich noch nie Ragdolls in Natura gesehen. Wir also hin und ich die Ragdolls bewundert. Deine Ex-Dosi meinte dann : " Wir haben auch noch eine Heilige Birma, aber die bekommt nie jemand zu Gesicht, weil sie sich bei Besuch immer versteckt". Na ja gut  - dann eben nicht -, dachte ich und wir haben uns dann an den Kaffeetisch zu Kaffee und Kuchen gesetzt. Kaum saßen wir, kam auf einmal mit hocherhobenem Puschelschwänzchen ein wunderschönes kleines Mädchen angepfotelt, setzte sich vor mich hin und schaute mich mit wunderschönen blauen Augen an. Nur ein einziger Blick zwischen uns und du sprangst wie ganz selbstverständlich auf meinen Schoß, rolltest dich zusammen und ich streichelte dein so seidiges Fell. Von da an war alles vergessen, die Ragdolls, der Kaffee, der Kuchen, ich hatte nur noch Augen für dich und es war Liebe auf den ersten Blick. Deine Ex-Dosi war so erstaunt, so kannte sie dich gar nicht und meinte dann : "Also wenn ich Filia mal weggeben müßte, dann nur an dich". Der Nachmittag verging wie im Fluge und es fiel mir schwer, dich von meinem Schoß zu heben und zu gehen. Sehnsüchtig blickte ich dich an und dachte noch : "Es war nur ein Traum, dich gibt man doch nicht her".

Die nächsten drei Monate gingst du mir nicht aus dem Kopf, immer wieder mußte ich an dich denken. Und dann - ich konnte es kaum glauben - kam im Sommer 1998 ein Anruf und die Worte "Willst du Filia nehmen?" ließen mich jubeln, ein Traum ist wahr geworden. In deinem alten Zuhause wurdest du nur noch von den beiden Ragdolls (übrigens Linus' Großeltern) gemobbt, fühltest dich überhaupt nicht mehr wohl und warst unsauber geworden. Das konnte dir deine Ex-Dosi nicht antun und obwohl Keke und Lady zu der Zeit noch lebten und ich eigentlich nie mehr als zwei Katzen wollte, sagte ich sofort ja und auch dein Herrchen war gleich einverstanden.

So zogst du dann eine Woche später bei uns ein. Du fühltest dich sofort wie zu Hause, hast alles gleich erkundet, bist aufs Katzenklo gegangen und hast dich bei Keke und Lady vorgestellt. Keke war zu dieser Zeit schon sehr krank und du hast ihn gleich ganz tröstend umgarnt. Selbst Lady, die ja doch eine ganz schöne Zicke war, keinen neben sich duldete, hat dich nur ganz kurz angefaucht und war erstaunlicherweise ganz friedlich. Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich war, daß das erste Zusammentreffen zwischen dir und den "Alteingesessenen" so gut ablief und ich wußte, du gehörst nun zu uns. Es war der schönste Tag in meinem bisherigen Leben und ich konnte es irgendwie noch gar nicht fassen, daß du nun ganz mir gehörtest. Zwei Wochen später hat uns deine Ex-Dosi dann noch einmal besucht, weil sie sehen wollte, wie du dich eingelebt hast. Als du ihre Stimme hörtest, bist du ganz schnell in einen uneinsehbaren Winkel verschwunden und warst erst wieder gesehen, als sie weg war. Das war der süßestes Liebesbeweis, den du mir geben konntest.

Gleich in der ersten Nacht hast du übrigens im Bett bei mir im Arm geschlafen und dich ganz fest an mich gekuschelt. Auch du wolltest mir zeigen, daß wir zueinander gehören und eigentlich schon immer füreinander bestimmt waren. Jeder weitere Tag mit dir war ein Geschenk für mich und als Keke im August 1998 in Regenbogenland ging, hast du mich getröstet, bist mir nicht von der Seite gewichen und hast mir sehr über Kekes Tod hinweg geholfen. Im Frühjahr 1999 ist ihm dann Lady aus Kummer gefolgt - du hattest dich zwar sehr um sie bemüht, aber sie wollte einfach nicht ohne ihren Freund sein. Auch in dieser schweren Zeit warst du stets bei mir und so hab ich dich im stillen "kleine Mutter Teresa" genannt.

Es war mir und deinem Herrchen klar, daß du trotz all deiner Liebe zu uns nicht alleine bleiben sollst und so haben wir uns erst für eine weiße Türkisch Angora für dich als Partnerin entschieden. Eine sehr süße und liebe Katze, aber leider auch sehr dominant - sie wollte dir den Platz im Bett streitig machen und dich auch sonst zurück drängen. Das ging ja nun gar nicht, du warst für mich das Wichtigste überhaupt und so haben wir uns ganz schnell wieder von der Kleinen getrennt (sie ist in einem guten Zuhause untergekommen, wo sie als Alleinkatze herrschen konnte).  So hatten wir uns schon damit abgefunden, daß du doch eher allein bei uns sein sollst. Doch dann kam wiederum ein Anruf von deiner Ex-Dosi. Sie meinte, daß eine befreundete Züchterin gerade Ragdollbabys hätte und ob wir nicht einfach mal gucken wollten. Das war ein Zeichen, daß ich nicht ignorieren konnte, und da ich wußte, daß du auch zweimal Babys großgezogen hattest, dachte ich gleich, ein kleiner Babykater wäre wohl das Beste für dich.

Und so kam Linus im Alter von 16 Wochen in dein Leben. Ein rotzfrecher kleiner Bengel, den du aber mit soviel Liebe empfangen hast. Jeden Schritt von ihm hast du mit Argusaugen beobachtet, bist im hinterher gegangen und hast aufgepaßt, daß ihm nichts passiert. Wie eine kleine Mutter hast du dich um ihn gekümmert und er durfte wirklich alles mit dir machen - dir sogar in seinem Übermut in den Hals beißen, du hast im alles verziehn, er war ja noch so klein und irgendwie wie dein kleiner Sohn, der dann doch sehr schnell größer wurde und das Doppelte von dir auf die Waage brachte :-). Seine Frechheit blieb leider und so mußtest du ihn oft ein wenig in seine Schranken weisen. Du warst ja so schlau, kam er auf dich zugestürmt hast du bis zur letzten Sekunde gewartet, bist einfach in die Luft oder einen Schritt zur Seite gehoppst und Herr Kater ist mit großen überraschten Augen an dir vorbeigerutscht und oft genug mit dem Kopf an den Schrank geknallt. Manchmal hatte ich das Gefühl, daß du regelrecht über ihn grinsen mußtest. Er hat nie begriffen, daß du in allem einfach viel schlauer warst als er - Linus der Haudrauf-Typ und du die kleine Katze, die vorher genau überlegt hat, was sie macht. Und trotzdem hast du ihm alle Gemeinheiten immer wieder verziehen und wenn er dann mal gequietscht hat, weil man mal wieder auf sein "empfindliches Schwänzchen" getreten hat (was muß er auch überall hinter einem stehen) bis du sofort angerannt gekommen, um dich zu vergewissern, daß es ihm gutgeht.

Ach ich könnte noch so viel über dich schreiben und sicher wird mein kleiner Bericht, der soviel schmerzliche aber auch wunderschöne Erinnerungen weckt, fortgeführt. Jetzt kann ich aber erst mal nicht mehr, die ganzen wunderschönen Erlebnisse mit dir liegen noch immer tief vergraben in meinen Herzen hinter der Trauer um dich.